Der Kernölbotschafter trifft Señora Corona

Viel mehr als ein Tagebuch

 

F01 Kanzler kickt

 

1. Mai 2020: Alles neu macht der Mai - oder auch nicht

Jo hallo, hier ist der Kernölbotschafter. Irgendwie traurig, der 1. Mai in Wien. Kein rotes Fahnenmeer am Heldenplatz. Stattdessen wird Frau Doktor Pamela „Yes we Pam“ Rendi-Wagner immer mehr zum roten Tuch für die Genossinnen und Genossen – da hilft es auch gar nix, dass sie in Spanien überlegen, den Stierkampf abzuschaffen. Wobei: Es ist ja nicht die erste Krise der Sozen in ihrer Geschichte. Die letzten Jahre schauen viel eher aus wie eine Aneinanderreihung von Problemen und Hoppalas der einst so stolzen Partei. Jener Obmann, der echt was drauf hatte, war dem Vorstand nicht fesch genug; in Wahrheit hat Alfred Gusenbauer als Einziger bewiesen, dass er Wahlen gewinnen kann. Das kommt heraus, wenn man nur auf die äußeren Werte achtet. Nachstehend zwei erschütternde Beispiele aus meinem Archiv.

Und morgen, nach dem Tag der Arbeit, machen wir uns alle wieder an dieselbe. Ich freue mich, los geht’s!

Alles neu macht der Mai (1. Mai, anno 2005)

Freundschaft, Fritzl! – Grüß dich, Gusi!
Na, wie spielt heuer die Musi?

Ich sag’ es ganz ohne Zynismus:
Heuschreckenkapitalismus!
Wenn der Schüssel dabei mit muss
Stärkt er meinen Optimismus
Dass die Partei mit voller Kraft
Im nächsten Jahr die Wende schafft

Auf uns kannst du dich verlassen!
Der ÖGB hat volle Kassen
Der Konsum war nicht das Ende
Die BAWAG zahlt brav Dividende
Und in meiner Penthousewohnung
Genieß’ ich volle Mietpreisschonung
Zur Not hab’ ich ein Taschenfeitl
Wenn’s eng wird mit dem Christoph Leitl

Alles neu macht der Mai (1. Mai, anno 2006)

Servus, Alfred, ich bin’s, Fritz ...
Wer? Das ist doch wohl ein Witz!
Du traust dich, mich anzusprechen?
Das Genick sollt’ ich dir brechen
Nach Haftung, Refco und Karibik
Die G’werkschaft is’ nur noch beliebig!
Wie soll ich die Wahlen g’winnen
Wenn bei euch die Würmer drinnen?

Glaub es mir, roter Genosse:
Schuld dran sind die BAWAG-Bosse!
Ich versteh’ nix von Geschäften
Doch es tät’ mich sehr entkräften
Müsst’ ich raus aus meiner Wohnung
Krieg’ ich weiter Mietpreisschonung ... ?

Als Pensionist im Penthouse aalen?
Darüber red’ ma nach den Wahlen!

 

Was Christian Kern (nie) war

Ein Manager, von Zweifeln frei
Kam als Retter einst herbei
Die Partei rief: "Du bist fesch!
Und ab sofort Regierungschef!"

Was er vorher nicht alles war!
Verbund und ÖBB sogar
Führte er in schwarze Zahlen
Damit ließ sich ganz schön prahlen

Seine Kleidung passgenau
Sein Gang ufrecht, sein Blick schlau
Ein echter Staatsmann für ein Land
Das sich tief beeindruckt fand

Als kurz darauf ein junger Spund
Seinen türkisen Plan tat kund
Fühlte er sich gut geeicht
Dich grünes Bubi schnupf' ich leicht!

Er präsentierte den Plan A
Wie ein Hollywood-Filmstar
Doch Lesen ist für viele Qual
Sehr wohl verstehen sie: "Neuwahl!"

Er nahm den Fehdehandschuh an
Doch dachte nicht im Traum daran
Dass nur, wer führt, entkommt dem Scheine
Ich bin doch Chef, und nicht der Kleine!

Beraten ließ er sich von Leuten
Die ihn zum Pizza fahren scheuchten
Einer saß recht bald im Knast
Trotzdem hat er es nicht erfasst

Und eines Abends, ach du Schreck!
Sein Sonnenplatz war plötzlich weg!
Der Schock darüber saß sehr tief
Sind das die Geister, die ich rief?

Zweiter nur? Das kann doch nicht
Die Wahrheit sein!
, stand im Gesicht
Was für ein Wort - Opposition!
Da ernte ich nur Spott und Hohn!

Er hat es eine Zeit probiert
Damit sein Unglück prolongiert
Doch jetzt ist endlich damit Schluss
Im Business komm' ich neu in Schuss!

Heute zahlt ihn Putins Bahn
Und auch in China schafft Kern an
War Österreich ein Schuss ins Knie?
Nein – Bundeskanzler war er nie ...

Erkenntnis des Tages: Eine starke Sozialdemokratie wäre wichtig für Österreich und ganz Europa. Leider haben sich die Forderungen und Ansprüche der Parteien und der mit ihr verbundenen Organisationen immer weiter von der Lebensrealität der Menschen entfernt. In Kombination mit unglücklichen Personalentscheidungen (das gilt vor allem für Deutschland und Österreich) sowie anderen Fehlern waren die Wahlniederlagen beinahe logische Folgen. Aber Werte bestehen weiter – die Coronakrise kann eine Chance sein, sie mit der Partei und den dafür einstehenden Persönlichkeiten ins 21. Jahrhundert und so den Menschen nahe zu bringen.

Zitat des Tages: „Die Ideologie der Neoliberalen und Konservativen wurde durch die Corona-Krise in die Mottenkiste befördert.“ (SPÖ-Vorsitzende Dr. Pamela Rendi-Wagner heute bei ihrer Rede zum Tag der Arbeit in Wien. Wo sich die Ideologie ihrer eigenen Partei derzeit aufhält, sagte sie leider nicht.)

Song des Tages: Freindschoft (Als Parteigruß klingt das Wort in meinen Ohren bisweilen unpassend und falsch. Die Wiener Band Edmund  singt davon, was Freundschaft sein kann – im besten Sinne!) https://www.youtube.com/watch?v=xd0uIDdrAWE

Feder

 

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