Fifty Shades of Gabalier

In der beliebten Reihe Die Wöd steht nimma laung bringt die Kernölbotschafter-Redaktion zwei Meldungen, die am 10.2.2015 auf der Homepage des rot-weiß-roten Staatsfunks zu lesen waren. Bei beiden handelt es sich unglücklicherweise nicht um einen vorgezogenen Faschingsscherz.

In der Rubrik Lifestyle: „Britische Baumärkte rechnen mit Fifty-Shades-Ansturm“

Eine britische Baumarktkette hält ihre Mitarbeiter dazu an, sich mit dem Inhalt der Soft-Sado-Maso-Bibel Fifty Shades of Grey – Geheimes Verlangen vertraut zu machen, um „sensible Fragen von Kunden auf höfliche, hilfreiche und respektvolle Art beantworten zu können.“ Grund ist der bevorstehende Kinostart der Romanverfilmung, welchem – dem Vernehmen nach – nicht nur Fans und Besitzer von Lichtspieltheatern entgegenhecheln. Auch Baumärkte haben vorgesorgt und größere Posten von Kabelbindern, Seilen und Klebeband angeschafft, weil „diese Produkte in einer besonderen Szene dafür gedacht seien, Herrn Greys unkonventionelle sexuelle Wünsche zu erfüllen.“

Also Obacht, liebe Frauen: Wenn euer aktueller Lebensabschnittspartner in den nächsten Tagen ohne ersichtlichen Grund den Einkauf übernimmt, dann aber statt eines Billa-Sackerls zwei prall gefüllte Tragtaschen vom Baumax nach Hause bringt, empfiehlt es sich, deren Inhalt genau zu prüfen. Oder zumindest spontan mit der besten Freundin auf ein, zwei Kaffetscherl zu gehen – klarerweise unter der Voraussetzung, dass sie den Film schon gesehen hat und/oder selbst im Baumarkt war.

Wie gesagt, kein Witz. Angesichts einer solch haarsträubenden Realität hilft nur die Flucht in Kindheitsträume. Doch was wartet in der Rubrik Leute?: „Gabalier singt Heidi-Hymne“

Jetzt wird auch noch diese sichere Festung aus Heidi, Wickie, Pinocchio und Biene Maja brutal zerstört. Und ich dachte schon, mit der peinlichen ÖBB-Werbung „Von Wien nach Prag um 19 Euro“, in der zwei halblustige Kabarettisten das Lied „Einmal um die ganze Welt“ grauslich verhunzen und sich der arme Karel Gott auch noch für ein Selfie hergeben muss, wäre der Boden des Fasses erreicht. Jetzt muss ich erkennen: Das Fass hat gar keinen Boden!

Für die Neuauflage der Serie Heidi wurde doch tatsächlich Volksrocknroller Andreas Gabalier engagiert, um das Titellied neu einzusingen. „Es war für mich eine Ehre, angefragt zu werden“, so der Sänger (erst im dritten Versuch gelang es mir, dieses Wort richtig zu schreiben). Meine Frage an den Urheber dieser Idee: Haben Sie sich irgendetwas gefragt, bevor Sie eine lebendig gewordene österreichische Kombination aus Trachtenlederhose, rot-weiß kariertem Hemd und Elvis-Frisur gefragt haben, im Vorspann einer Kinderserie zu jodeln, die in den Schweizer Alpen spielt? Da können Sie auch gleich im nächsten Jahr bei der Lauberhorn-Abfahrt in Wengen die Kuhglocken verbieten und Gabalier als Draufgabe die eidgenössische Hymne singen lassen! Aber Achtung: Er mag keine modernen Textfassungen.

Ich seh’s schon kommen: In naher Zukunft wird aus Wickie der neue Käpt’n Iglo, und Pinocchios Nase wird im 36. Teil von 50 Shades of Grey – Hölzerne Spiele auf eindeutig unkonventionelle Weise zum Einsatz kommen.  Diese düsteren Aussichten lassen keine andere Wahl: Es gibt nur einen Weg zur Rettung des Planeten.

In einer konzertierten Anti-Terror-Aktion müssen die örtlichen Baumärkte gestürmt und ihres sämtlichen Vorrats an Klebeband, Seilen und Kabelbindern beraubt werden. Danach wälze sich der Mob zum Haus von Andreas Gabalier, um lautstark die Herausgabe aller existierenden Masterbänder der neuen Heidi-Hymne zu fordern. Geschieht das nicht innerhalb einer Stunde, ist das AVVK (Anti-Volksgut-Verhunzer-Kommando) berechtigt, den Delinquenten sowie seine Knopferlharmonika mittels der mitgebrachten Utensilien daran zu hindern, auch nur einen Ton des neuen Liedes zu singen oder zu spielen. Als zusätzliche Buße wird dem Straftäter auferlegt, ein Jahr lang täglich am Hauptplatz einer anderen österreichischen Stadt den derzeit gültigen Text der Bundeshymne durch ein Megaphon aufzusagen. Sollte er den Versuch des Gesangs unternehmen, verlängert sich die Buße automatisch um ein weiteres Jahr.

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.