Advent 2019
4. Adventsonntag - Wenn Schriftsteller verwirrt sind
Die Satire zur Weihnachtsgeschichte
Vor ein paar Tagen schaute meine Tante Pe wieder einmal auf einen Kaffee im Büro vorbei. Das erfreute mich wie auch die Gelegenheit, ihr die heurige Weihnachtsgeschichte samt einiger Kopien für ihre Freundinnen mit auf den Weg zu geben.
„Die Geschichte ist diesmal besonders gut gelungen“, sagte ich stolz, während ich ein paar Ausdrucke für sie zusammenfaltete. Kaum hatte Pe diese in ihrer Tasche verstaut, stand schon der Kaffee auf unserem Besprechungstisch. Wie immer verging die Zeit zu schnell im Zauber der beinahe immerwährenden Heiterkeit meiner Tante.
Am Abend des gleichen Tages sah ich Pes schwarzen VW Golf vor unserem Haus stehen. Vielleicht hat sie das Märchen schon gelesen, dachte ich und trat mit einem Gruß in die Küche. Als Pe mich sah, schaute sie mich stirnrunzelnd an.
„Bist du sicher, dass du den Text am Samstag den Kindern in Gnas vorlesen willst?“, fragte sie mich zweifelnd. Die traditionelle Lesung in der örtlichen Buchhandlung stand kurz bevor, und logischerweise sollte die Geschichte ein Teil davon sein – ich hatte sie speziell dafür geschrieben.
„Klar, sie passt doch sehr gut“, erwiderte ich überzeugt und setzte mich an den Küchentisch.
„Aber … ich frage mich … schau …“ Pe drückte mir ein gefaltetes A4-Blatt in die Hand. Als ich die ersten Zeilen las und erkannte, was ich ihr da gegeben hatte, blieb mir kurz die Luft weg – und die weihnachtliche Stimmung zerbröselte in mir wie ein trockenes Vanilliekipferl. Vor mir lag der Entwurf einer Romanidee. Der Text passte so gut zum Advent wie die aktuellen zwanzig Grad Celsius in den Winter. Ein schwacher Witz war das Einzige, was mir dazu einfiel.
„Naja, die Sterbeszene am Beginn lasse ich vielleicht weg.“
Gleichzeitig war mir klar, warum ich am Vormittag die zur Korrektur schon vorbereiteten Ausdrucke nicht hatte finden können – wohl zu viele lose Blätter auf meinem Schreibtisch und zu wenig Aufmerksamkeit in meinen Gedanken. Ich griff nach den für zuhause vorbereiteten Exemplaren der Weihnachtsgeschichte und drückte sie meiner Tante in die Hand.
„Die passt besser.“
„Aber auch die andere klingt sehr interessant.“
Ich verzichtete angesichts meiner peinlichen Verwechslung auf einen Kommentar. Die Kinder hätten keine Freude mit einem Kapitel namens Abschied, soviel stand fest.
Am Abend schickte mir Tante Pe eine tröstende Nachricht. Die Weihnachtsgeschichte ist wirklich gelungen.
Danke. Jetzt muss nur noch der Autor dafür sorgen, dass sie rechtzeitig – und vor allem richtig! – unter die Leute kommt.
(Die richtige Weihnachtsgeschichte erschien zum 3. Adventsonntag - siehe unten!)
3. Adventsonntag - Christina und die kleine fee
ie heurige Adventgeschichte ist ein Märchen der besonderen Art. Es geht der Frage nach, woher unsere Träume kommen - und was wir tun können, wenn sie einmal verloren gehen. Vor allem aber handelt es von den Menschen, die uns dabei helfen, sie wieder zu finden. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Öffnen dieses kleinen Adventpäckchens.
Christina und die kleine Fee
Erzählung als pdf-Download
2. Adventsonntag - Besondere Orte
Einmal im Jahr, so heißt es, soll man einen bislang unbekannten Ort aufsuchen. Das erweitert den Horizont, lüftet den Geist durch, schafft neue Ideen und Pläne.
In gleichem Maße bedeutsam erscheint mir aber, besondere Orte sein Eigen zu nennen, zu denen man immer wieder voll Vertrauen gehen kann. Wie eine Rückkehr zu guten Freunden betritt man ein Kaffeehaus, eine Museum, einen Wald. Erinnerungen werden wach, an Erlebnisse, Menschen, Träume der Vergangenheit. Zugleich sind wir in der Gegenwart geborgen und wissen, auch im Kommenden hier einen Anker zu haben. So werden diese Orte zu einzigartigen Schätzen unserer Dreizeitigkeit.
Folgen Sie mir an einen meiner liebsten Plätze - die Franziskanerkirche in Salzburg.
Im Herzen
O Mutter mit dem Kindlein
Wie gerne komm' ich her
Dies unbedeutend Stündlein
Heißt mir doch so viel mehr
Du trugst mich durch die Jahre
Mit Freude für den Tag
Mein Zweifel sank, das Wahre
Zum starken Troste ward
Nun ferne deinem Hause
Führ'n mich die Wege weit
Bei dir bin ich zuhause
Im Herzen, allezeit
1. Adventsonntag - rückschau
Der Advent ist nicht nur die Zeit des Erwartens und Ankommens. Wir schauen oft auch auf unser Jahr zurück. Für mich ist es immer wieder verwunderlich, wie sehr bei vielen die negativen Erinnerungen überwiegen. Es mag sie gegeben haben, ja; aber das Schöne und Erinnernswerte war auch dabei, ich bin sicher.
Mit dem folgenden Gedicht möchte ich Danke sagen: Für das Geschenk, eine gute Zeit verleben zu dürfen.
Das Geschenk
Meine ersten Schritte, klein
Im Vertrauen, geliebt zu sein
Was ich brauche, wird gegeben
Voller Glück beginnt das Leben
Meine ersten Tränen, echt
Denn nicht alles ist gerecht
Aber Schmerz lässt wachsen, lernen
Auf dem Weg zu meinen Sternen
Meine ersten Küsse, süß
Als noch viel verborgen ist
Die Antwort wird sich später weisen
Wer begleitet meine Reisen?
Ich hielt Ausschau nach der Einen
Doch sie wollte nicht erscheinen
Das Herz fühlte sich unvollkommen
Weil es niemanden gewonnen
Diese Wünsche sind vergessen
Auf Reisen geht es mir am besten
Wenn ich meinen Schritten folge
Der Nase nach, mir selbst zur Freude
Meine Zeit ließ mich erkennen
Wonach sich viele Menschen sehnen
Muss für mich durchaus nicht gelten
Ich mag Hotels – nie geh' ich zelten
Ob sie mir jemals begegnet?
Einerlei, ich bin gesegnet
Mit Glück, für alle Zeit gegeben
Das Geschenk? Mein gutes Leben